Zeitzeugen berichten vom Kriegsende im Werratal

Das Werratalmuseum in Gerstungen kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. 1932 gegründet, besteht es seitdem in den Räumen des alten Amtsschlosses in Gerstungen. Aktuell zeigt das Museum mit „Der II. Weltkrieg im Werratal – Rückblick einer Region“ eine neue Sonderausstellung. Diese entstand auf Anregung der Gerstunger Bürgermeisterin Sylvia Hartung anlässlich des 75. Jahrestages des Kriegsendes im Mai dieses Jahres.


15 große Tafeln beschreiben, beginnend mit der Machtergreifung 1933, die Auswirkungen des NS-Regimes auf das Leben und die Menschen in der Region um Gerstungen. Dabei konnten Museumsleiterin Katharina Dötterl und ihre Kollegen auf umfangreiche Zeitzeugenberichte und Bilddokumente zurückgreifen. Vor allem die über Jahrzehnte von Willi Meerbach geführte Gerstungen-Chronik erwies sich als ein reicher Fundus. Aus Zeitungen und Amtsblättern konnten weitere Texte und Zeitzeugenberichte gewonnen werden. Sie beschreiben das Leben im Werratal unter den Vorzeichen einer Diktatur, erzählen von der Verhaftung und Ermordung andersdenkender Bürger, von der Geburt und Deportation eines Sintimädchens aus Untersuhl nach Auschwitz, vom Bau der Autobahn, der Bombardierung des Gerstunger Bahnhofs und der Luftschlacht über Gerstungen. Die letzten Tafeln dokumentieren als Folge von Krieg und Besatzung die Errichtung des Gerstunger Grenz- und Sperrgebietes.

Finanziert wurden der Druck der Ausstellungstafeln, Werbemittel wie Plakate und Flyer sowie eine 20-seitige Broschüre zur Ausstellung von der Partnerschaft für Demokratie "Denk bunt im Wartburgkreis“, die dazu mit der Gemeinde Gerstungen im Mai eine Kooperationsvereinbarung geschlossen hat. Rund 3700 Euro hat die Partnerschaft dafür bereitgestellt. Die Ausstellung soll später auch an anderen Orten im Landkreis gezeigt werden. Insbesondere mit Schulen möchte man eng zusammenarbeiten. Diese bekommen die Broschüre beispielsweise kostenlos zur Verfügung gestellt.

In der Broschüre sind die kompletten Inhalte der Ausstellung ebenfalls zu finden. Darunter sind auch viele Texte, beispielsweise Tagebucheinträge. „Wir haben uns gefragt, wie man diese Zeit am besten greifbar machen kann. Und die Menschen selbst zu Wort kommen zu lassen, die diese Jahre hautnah erlebt haben, erschien uns der beste Weg“, beschreibt Katharina Dötterl ihre Herangehensweise.

Landrat Reinhard Krebs ist von der neuen Sonderausstellung begeistert: „Es ist für alle Generationen wichtig, die Geschichte ihrer Heimatregion zu kennen und zu verstehen. Das Werratalmuseum Gerstungen trägt mit seiner neuen Sonderausstellung wesentlich zu diesem Verständnis bei. Zugleich bewahrt sie Erlebtes und Geschehenes für die Nachwelt auf. Es gehört zur menschlichen Natur, schwere und traurige Erlebnisse mit der Zeit zu vergessen oder zu verdrängen. Es sind nur noch sehr wenige Menschen in der Region übrig, die jene Weltkriegsjahre selbst erlebt haben und Auskunft über die Schrecken der Vergangenheit geben können. Umso wertvoller ist die neue Sonderausstellung, weil sie einen Teil der Erinnerungen dieser Zeitzeugen für die Nachwelt nicht nur bewahrt sondern auch für die jüngeren Generationen einordnet und eindrucksvoll zugänglich macht.“

Ausstellung ist zu den Öffnungszeiten des Museums (von Mai – Oktober, Dienstag bis Sonntag von 14 – 17 Uhr) und nach Vereinbarung, zum Beispiel für Gruppen, geöffnet.

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